Von Fußballtrainern und Medienmanagern

Jessica Libbertz (geb. Kastrop) ist Fußballmoderatorin bei „Sky“. Sie arbeitet auch als Coach von Bundesligatrainern und ist Autorin des Sachbuchs „No shame“ (Gräfe und Unzer). Auf der Frankfurter Buchmesse hat Libbertz über Leadership, Mut und Coaching von Führungskräften gesprochen. Gesprächspartner waren Personalberaterin Helena Bommersheim (Bommersheim Consulting) und Carlsen-Geschäftsführer Joachim Kaufmann. Moderiert wurde die Veranstaltung, in der über Gemeinsamkeiten von Fußballtrainern und Medienmanagern gesprochen wurde, von buchreport-Chefredakteur Thomas Wilking.

Libbertz referierte über die Extremsituation von Chefs (Cheftrainern) im Fußball, was sich schon allein daran zeige, dass die durchschnittliche Verweildauer von Fußballtrainern bei nur 507 Tagen liege: „Im Fußball fällt die Turbogeschwindigkeit auf, mit der Trainer entlassen werden. Im Coaching ist es unser Ziel, die bestmöglichen Voraussetzungen für Erfolg zu schaffen und die Amtszeit möglichst zu verlängern.“ Die extern begleitete Reflektion helfe, den Druck auszuhalten und die Basis für eine weniger getriebene und erfolgreiche Arbeit zu schaffen.

Libbertz zitierte die Aristoteles-Studie, die Google gemeinsam mit der Harvard University durchgeführt hat: Warum gibt es Teams, die sehr viel erfolgreicher sind als andere? Das hat Google bei 180 Teams über mehrere Jahre erforscht. Dabei kam heraus, dass nicht die Sinnhaftigkeit des Jobs, das Geld oder die Ausbildung im Vordergrund stand. Was zählte, war der sogenannte „psychological comfort“: Wer seine Meinung sagen darf, wer seine Ideen frei äußern kann, macht den besseren Job. Beispiel: Wenn der „psychological comfort“ nicht gegeben ist und nicht vertrauensvoll miteinander gearbeitet wird, werden Fehlentwicklungen nicht thematisiert zu Lasten des Projekts und des Unternehmens. „Als guter Chef können Sie versuchen, diese Sicherheit zu vermitteln“, erklärte Libbertz.

Doch wer coacht den Chef im Medienbetrieb? Zwar stehen dort nicht Chefs nicht so wie Fußballtrainer im Rampenlicht und Erfolge und Misserfolge werden nicht im Wochenrhythmus zum Thema. Im Buch- und Mediengeschäft besteht die Herausforderung in der richtigen Strategie, etwa mit dem veränderten Medienverhalten des Publikums umzugehen und den digitalen Transfer zu managen, erklärte Helena Bommersheim. Auch in der Buchwelt spielt das Thema Verweildauer eine große Rolle. Warum glaubt eigentlich jeder, dass die Mannschaft besser performt, wenn der Trainer ausgewechselt wird?“, fragte die Personalberaterin.

Carlsen-Manager Joachim Kaufmann erklärte, dass er bereits seit Jahren seine Führungsarbeit mit externer Unterstützung reflektiere. Das Ziel, ein für Mitarbeiter attraktiver Arbeitgeber zu sein, bedeute eine ständige Arbeit an der Führungskultur auf den verschiedenen Ebenen mit internem Feedback durch Mitarbeiter und Vorgesetzte.

Kaufmann hat eigene Erfahrungen in diesem Bereich gemacht: „Sie sind als Chef genauso Coach, wie Sie selbst gecoacht werden. Ich hole mir von außen im Coaching Unterstützung, denn die Branche neigt dazu, sich sehr viel um sich selber zu drehen und sich auch viel zu bemitleiden.“

Diskutiert wurde auch die Frage, was Mitarbeiter tun können, das Führungsverhalten ihrer Chefs zu verändern. Haben Sie den Mut, das anzusprechen, aber nehmen Sie die Emotion aus dem Thema und stellen Sie die Sache und den gemeinsamen Erfolg in den Vordergrund, hieß der Rat aus der Runde.

buchreport thematisiert regelmäßig Führungs- und Personalthemen, s. das große Interview mit Helena Bommersheim und Kirsten Steffen im buchreport.magazin 10/2019 und im HR-Channel auf buchreport.de

Quelle: https://www.buchreport.de/news/von-fussballtrainern-und-medienmanagern/

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